"Upcycling ist ein wunderbar kreativer Prozess!"
Clemens Hollerer, Georg Heinz; oceanwood-Möbel aus Booten.
Der Klopitz: Hallo, könnt ihr uns kurz die Idee von "oceanwood" erklären?
Georg Heinz: Ich war 2005 in Bali und habe in einem Surf-Camp gesehen, dass ehemalige Fischerboote zu Möbeln verarbeitet wurden. Als Clemens 2015 sein Haus gebaut hat, wollte er spezielle Stücke für die Einrichtung. Ich habe ihm von den Bootsholzmöbeln in Bali erzählt. Gemeinsam haben wir dann im Internet Manufakturen in Indonesien gesucht und gefunden. Wir sind wieder nach Bali geflogen und haben uns für den Betrieb mit der besten Qualität und den fairsten Arbeitsbedingungen für die Tischler entschieden. Ein dreiviertel Jahr später war die erste Bestellung da, und mit diesem Partner arbeiten wir bis heute zusammen…
Der Klopitz: "Upcycling" ist ja zurzeit ein sehr beliebts Schlagwort in der Industrie, was bedeutet das konkret für euch?
Clemens Hollerer: Wenn es um Möbel geht, ist Upcycling in erster Linie ein wunderbar kreativer Prozess. Die Farben und die Oberfläche des Holzes werden über Jahre von Sonne und Meer geprägt. In einer Zeit wo alles gleich aussieht, gibt es wohl nichts Authentischeres. Und natürlich geht es sehr stark um Verantwortung. Verantwortung für die Natur, die Rohstoffe und die lokalen Produzenten.
"Vom weiten Ozean ins heimische Wohnzimmer"
Der Klopitz: Wie kann man sich die Entstehung eurer Möbel konkret vorstellen?
Georg Heinz: Zuerst fährt einmal ein Fischer mit seinem Boot zur See. Nach vielen Jahren – wenn das Boot nicht mehr seetauglich ist – verkauft es der Fischer an unseren lokalen Partner. Dadurch erhält der Fischer Geld, das er wieder in ein neues Boot investieren kann. Anschließend wird das Boot in einer kleinen lokalen Manufaktur durch handgefertigtes Upcycling zu unserem einzigartigen Möbel aus Booten. Auf dem Seeweg reist es dann in den Wiener Hafen und von dort holen wir es in unseren Showroom in der Felbigergasse in Wien. Quasi vom weiten Ozean ins heimische Wohnzimmer.
Der Klopitz: Nicht jedes Start-Up würde sich heute dazu entscheiden, zuerst einmal mit einem eigenen Showroom zu beginnen. Was war eure Überlegung dazu?
Clemens Hollerer: Wir waren von Anfang an überzeugt, dass wir beides brauchen- einen professionellen Online-Auftritt und zusätzlich unsere kleine, aber feine Möbelausstellung. Natürlich versenden wir auch einiges über unseren Web-Shop, aber die meisten Kunden werden im Internet inspiriert und kommen dann zu uns ins Geschäft. Bei so innovativen und einzigartigen Produkten erfolgt die Kaufentscheidung letztlich über den persönlichen Kontakt. Unsere Möbel leben und erzählen eine einzigartige Geschichte, das möchten wir gerne vor Ort vermitteln.
Der Klopitz: Wie kommen die Kunden denn überhaupt auf euch?
Georg Heinz: Ich würde sagen wir haben irgendwie den klassischen Marketingmix. Zentrum ist das Produkt mit einem ordentlichen Web-Auftritt, einiges passiert über soziale Medien und Kooperationspartner, aber das Wichtigste ist noch immer der persönliche Bezug zu den Dingen. Unsere Kunden mögen uns und empfehlen uns an ihre Freunde weiter. Das ist das beste Marketing überhaupt.
"Wir gehen den Weg der indonesischen Fischer- mit einem klaren Ziel, aber immer mit Respekt."
Der Klopitz: Wir haben da jetzt eine Top-Idee, tolle Produkte, und die Zeit ist reif für nachhaltige Geschäftsideen. Da muss man fragen: wo soll die Reise mit euch hingehen?
Clemens Hollerer: Unsere Produkte prägen unseren Businessansatz auf alle Fälle. Wir gehen den Weg der indonesischen Fischer- mit einem klaren Ziel vor Augen aber immer mit Respekt und ohne die Dinge zu überstürzen. Wir haben den Vorteil, schon mit einiger Berufserfahrung in dieses Projekt gestartet zu sein und wissen, was es heißt, Risiken abzuschätzen. Natürlich denkt man an Wachstum und Expansion, aber letztlich haben wir nicht den Druck, die Dinge zu überstürzen. Wir sind jetzt etwa 3 Jahre am Markt, ich würde jedem Start-Up empfehlen, sich diese Zeit zu geben. Sobald wir spüren, dass die Zeit da ist, gehen wir sicher auch an andere Standorte.
Georg Heinz: Abgesehen davon sind wir sicher mit der Produktentwicklung nicht am Ende. Es gibt noch so viele Dinge zu entwerfen, dass uns sicher nicht langweilig wird. Eines meiner Lieblingsthemen ist auch der Schritt ins Interior Design - Wie können wir beispielsweise gebrauchtes Tropenholz nutzen, um Geschäftslokale oder Bars auszustatten?
Der Klopitz:
Die abschließende Frage - Ein Muss für jeden Möbeldesigner- was ist euer Lieblingsprodukt?
Clemens Hollerer: Für mich ist das unser Bücheregal JUKUNG. Fast schon ein Klassiker, das die ursprüngliche Form unserer Boote schön integriert.
Georg Heinz: Für mich die TV-Bank LOW TIDE. Entspannter Fernsehen geht nicht!
Der Klopitz: Danke für das Gespräch!
Alle Fotos: Frank Flores
Weitere Infos unter www.oceanwood.at